Schiri! Schiri!! Schiiriiihh!!!
Gefühlte Tausendmal hallte dieses strapaziös nervige Geschrei über das weitläufige Immergrün des Grünwalder Kunstrasenplatzes.
Aber der junge Schiedsrichter blieb über den gesamten Spielverlauf unbeeindruckt und zeigte eine starke Partie. Vincenzo Tropeano war den speziellen Anforderungen dieses Spiel mehr als gewachsen, immer Herr der Situation und der beste Akteur auf dem Platz. Chapeau!
Die Gastgeber aus dem vornehmsten der noblen Münchner Vororte zeigten sich in ihrer Gangart und die Wahl ihrer Mittel nämlich ganz und gar nicht von ihrer vornehmen Seite. Schade, denn es war eigentlich keine überharte oder gar sehr unfair geführte Partie. Zu wenig Fußball, aber viel zu viel unschönes und unnötiges Gequatsche.
Zum Schlusspfiff notiert der Statistiker 3 gelbe Karten, 2 Zeitstrafen und einen dunkelroten Platzverweis aufgrund einer Tätlichkeit gegen den Unparteiischen auf der Habenseite der Heimmannschaft. Die zu vergebenen 3 Punkte schrieb sich der Tabellenführer von der Kronwinklerstrasse gut.
Es war ein mühsamer, aber letztendlich verdienter Arbeitssieg. Man brauchte lange, um den frühen Rückstand aus der 9. Spielminute aufzuarbeiten. Behäbig und umständlich im Spielaufbau ließ man im ersten Durchgang über weite Strecken jene kreative Zielstrebigkeit vermissen die nötig gewesen wäre, um den Rückstand zeitig zu egalisieren. Bei zwei sehenswerten Abschlüssen durch Alispahic und Binchima fehlte auch noch das kleine Quentchen Glück. Einen großen Pluspunkt muss sich die Kamtsiklistruppe doch gut schreiben lassen. Man ließ sich nicht provozieren, blieb taktisch diszipliniert und behielt in dem allgegenwärtigen Gegeifere zum Großteil die Ruhe. Auch ein Verdienst der Aubinger Trainerbank.
Mit Beginn der zweiten Spielhälfte bgann sich das Blatt langsam zu wenden. Die Angriffe der Aubinger wurden zielstrebiger. Auch körperlich hielt man nun besser dagegen. Es war immer noch nicht ein gutes Spiel, aber man begann langsam an sich zu glauben. Und den Grünwaldern schien so nach einer Stunde aufgrund ihrer ständigen rhetorischen Omnipräsenz langsam die Luft aus zu gehen. In der 69. Minute blieb es Muhamed Tosun vorbehalten, den Aubinger Anhang endlich zu erlösen. Endlich zappelte das Spiegerät in den Maschen des gegnerischen Tornetzes. Der Bann war gebrochen. Nun ging es Schlag für Schlag. Die Aubinger Gazelle Benwinde Manessim machte seinem Vornamen zur 73. Minute alle Ehre und flog orkangleich förmlich über den Platz, um zum 2:1 Zwischenstand für die Grün-Weissen zu vollenden. 6 Minuten später leistete er in gleicher Manier die Vorarbeit zum 3:1. Jasmin Alispahic brauchte seine präzise Quervorlage nur noch einzuschieben. Interimskapitän Alex Berg setzte in der 90. und letzten Spielminute mit seinem Treffer zum 4:1 den vielumjubelten Schlusspunkt dieser fahrigen ersten Begegnung zum Rückrundenauftakt.
Man wird sich steigern müssen, um den eigenen Ambitionen und selbstgesetzten Zielen gerecht werden zu können. Aber man weiß jetzt zumindest, wo man leistungsmäßig steht und hat eine erste Duftmarke gesetzt. Das weitere wird sich zeigen. Die Mannschaft vermittelt einen in sich sehr geschlossenen und hungrigen Eindruck, obwohl zwei wichtige Spieler kurzfristig ersetzt werden mussten. Daher an dieser Stelle ein Riesenkompliment an Felix Dahm und Antoine Nast, die ihre Sache trotz aller Nervosität sehr gut gemacht haben und eine überzeugende Leistung ablieferten. Felix zwischen den Pfosten und Toni in der Innenverteidigung. Klasse Jungs!
– Rupert Jund –